Nun ist es soweit. Ich habe es mir wirklich nicht einfach gemacht, mich aber schlussendlich zu folgender Entscheidung durchgerungen: Wir werden unseren Vertrag mit der Bio-Zertifizierungsstelle kündigen. 
Selbstverständlich werden wir weiterhin voller Überzeugung nach den Richtlinien des biologischen Landbaus arbeiten. Darüber hinaus folgen wir zusätzlich einigen Prinzipien, die für uns sehr wichtig sind: Den Boden als lebendige Lebensraum und als Partner ansehen, und über seine Belebung nicht nur für ein gesundes, ausgewogenes Pflanzenwachstum, sondern auch für Humusaufbau und CO2-Bindung sorgen; Pflanzenschutz und Düngung auf natürliche Weise und im betrieblichen Kreislauf (kein Zukauf) sowie mittels ausgewogener Fruchtfolgen und Beet-Nachbarschaften betreiben. Gleichzeitig finden sich bei uns Einflüsse aus der Permakultur und ein reger Austausch/Wissenserwerb mit den Netzwerken der Regenerativen Landwirtschaft (Grüne Brücke) und dem Humusfarming (Stiftung Lebensraum).
Einzig und allein verzichten wir nun ab 2022 auf eine institutionelle Kontrolle. Der Grund dieser Entscheidung liegt in einem Übermaß an Bürokratie und Kosten im Verhältnis zu dem Volumen unserer Erzeugnisse und dem Nutzen (das EU-Bio-Siegel hat in der Gesellschaft keine so große Reputation). Außerdem wird bei uns ein Teil der Ernte schonend veredelt und ist so als fertiges Erzeugnis erhältlich. Würden wir alle diese Produkte zertifizieren lassen, würde dies unser gesamtes Budget verschlingen.
So haben wir beschlossen, lieber unsere Energie zu bündeln und für das, was uns wirklich wichtig ist, einzusetzen.
Vertrauen und Transparenz werden bei uns großgeschrieben. Sie können also jederzeit über einen Besuch und später auch über unsere Workshops Einblick in unsere Arbeitsweise bekommen. Auch aus diesem Grund denken wir, dass eine zusätzliche Kontrolle nicht unbedingt nötig ist.
Schließen möchte ich mit einem Zitat von Dr. Markus Strauß aus seinem Buch Artgerecht – 13 Thesen zur Zukunft des Homo Sapiens: „An dieser Stelle spreche ich auch gerne von einer verdrehten Bio Logik. Denn warum muss Bio durch einen aufwändigen und teuren Zertifizierungsprozess? Gerade die Mitgliedschaft im Verband, die regelmäßigen Prüftermine sowie die Kosten für das Biosiegel bedeuten einen zusätzlichen monetären Aufwand. (…) So werden Bio Produkte zusätzlich verteuert, was bei genauer Betrachtung allerdings ein Trugschluss ist. Die industriell und künstlich hergestellten Nahrungsmittel sind scheinbar die ganz normalen Lebensmittel (…) Das jetzige System stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar, die in die völlig falsche Richtung geht, denn die Kosten für eine notwendige Sanierung wegen Nitrat und Grundwasser und Giftrückständen in den Ackerböden als Folge der konventionellen und der industriellen Landwirtschaft sowie Nahrungsmittelproduktion werden auf Umwegen dem Steuerzahler, also uns, in Rechnung gestellt.“